August 2016
Liebe Leute,
wenige Monate ist es jetzt her, dass ich aus Thailand zurück nach Deutschland
gekommen bin. Acht spannende Monate, 1000 neue Eindrücke und eine Million schöne
Momente liegen hinter mir.
Wie schon Anna und Nina vor mir, habe auch ich unsere Partnerschule Baan Unrak im
Westen Thailands besucht.
Der kleine, jedoch sehr expandierende Ort Sangkhlaburi beherbergt inzwischen fast 2000
Menschen, darunter etwa 400 Waisen- und Flüchtlingskinder, die sich oft allein, teils mit
Geschwistern, meist unter schwierigsten Umständen von Burma auf den Weg nach Thailand
gemacht haben. Einige dieser Kids wurden meine Schüler. Fast acht Monate lernten wir
gemeinsam, Englisch sehr spielerisch, lernten uns kennen und verstehen und begriffen vor
allem, dass die Welten, aus denen wir stammen, sehr unterschiedlich sind.
So beginnt für die meisten „meiner“ Kinder der Tag nicht mit dem Frühstück, sondern mit
Meditation, Hymne singen und “homeschooling”, so etwas wie eine KL-Stunde.
Nach fünf bis sechs Stunden Unterricht geht es nach Hause, in die Kinderheime
“Baan Unrak Children´s Home”, “Baan Dada” und “Children of the Forest”. Hausaufgaben,
zwei Stunden Feldarbeit, Abendessen, Meditation und Spieleabende mit uns Volontären
schmücken den weiteren Tagesablauf.
Obwohl ich die meiste Zeit meines Tages mit den Kindern verbrachte, sah mein Ablauf
doch ein wenig anders aus: Nach einer kalten Dusche und einem Happen exotischen Obst
zum Frühstück machte ich mich auf meinen 30-Sekunden-Fußweg zur Schule.
Denn: Ich wohnte auf dem Schulgelände. An meinem Schreibtisch angekommen,
fuhr ich den Laptop hoch und las mir als erstes die deutschen Nachrichten durch.
Denn: Der Unterricht begann für mich meistens erst um neun Uhr. E-Mails checken,
Materialien zusammensuchen, Anwesenheitsliste einpacken und dann ab in die Erste Klasse.
Mit dem Lied “Good morning teacher, how are you today?” starteten meine Schüler und ich
jede Stunde. Flashcards, Fliegenklatschen, bunte Kreide und Puzzles gehörten zu den meist
genutzten und definitiv beliebtesten Materialien in meinem Unterricht. Denn: Ein sehr
disziplinierter und strikter Unterricht wäre in Thailand verschwendete Zeit. Die Menschen dort
sind lebensfroh und denken weniger an ihre Zukunft als an den Moment im Hier und Jetzt
(woran ich mich nur sehr schwer gewöhnen konnte).
Nach den ersten drei Unterrichtstunden genossen Lernende und Lehrende das Mittagessen –
immer ein scharfer Topf für die Thais und ein „milder“ für uns „Falangs“: LECKER!: D
Noch eine Stunde Unterricht am Nachmittag – und fertig... Na ja, fast. Denn der Unterricht
für den nächsten Tag muss ja noch geplant und vorbereitet werden. Und die Tests von
Klasse 3 müssen noch korrigiert werden. Und, ach ja, da war ja noch die Klassenarbeit,
die wir nächste Woche schreiben müssen.
Aber irgendwann saß man dann doch mit den anderen Volontären bei Cha-no-mjen-Eistee
oder Cola im Café, am Markt oder auf dem Wahrzeichen Sangkhlaburis – der längsten
Holzbrücke Süd-Ost-Asiens, schaute sich den Sonnenuntergang an und sprach über die
tollen Erfahrungen des Tages, die Entwicklung der Kinder oder über die 37 Grad Celsius in
der Kältesaison.
Jetzt, zurück im 14 Grad Celsius Hochsommer, in einem anderen Europa, blicke ich auf eine
meist sorgenarme Zeit zurück, geprägt von Kinderlachen, Lerneifer, Dankbarkeit und gutem
Wetter, die ich um nichts auf der Welt missen möchte.
Ich danke allen, die dieses Abenteuer möglich gemacht haben, allen voran unserer sehr
engagierten Lehrerin Nadine Dziobek.
Kapkun Kaa,
Ilka Pleiser
Presse und weitere Informationen:
WAZ-online: "Mit 20 ist Ilka Pleiser schon Flüchtlingshelferin", 10.08.2016
YOU AND ME - A world of friends... unser Partnerschaftsprojekt mit Thailand
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Wir drücken Euch die Daumen für alle schriftlichen und mündlichen Prüfungen!