(Dr. Marcus Beling – Beauftragter: Medienprävention und Netzwerk soziales Lernen)
Die Datenkrake streckt die Arme aus: Facebook, schülerVZ, Handyapps verdienen
Millionen und erfassen vor allem jene, die sich nicht schützen können, die Jüngsten
der Gesellschaft. Unter Abwesenheit jeglicher Aufsicht haben auch die Anonymen
leichtes Spiel, mit aggressiven Gerüchten ein junges Schülerleben zur Hölle
zu machen. Das besonders Gemeine an Cybermobbing ist, dass es 24 Stunden
stattfindet, sich vielfach über alle User eines Forums multipliziert und bis in das
Kinderzimmer vordringt.
Die Betroffenen nicht alleine lassen, präventiv aufklären und Lösungen schaffen,
das ist das Ziel der Schüler-Netz-Scouts an der Gustav-Heinemann-Schule Mülheim.
Das Besondere daran ist das Konzept unter dem Motto: „Schüler bilden Schüler".
Dazu werden die Scouts praktisch in den Fragen des Internets an der Gustav-
Heinemann-Schule ausgebildet und gehen mit ihrem Wissen in die Klassen der
Jahrgänge 5 und 6. Dort vermitteln sie die Kenntnisse der breiten Masse der
Schüler-/innen, führen praktische Übungen durch, helfen denen, die vielleicht Opfer
eines unfairen Angriffes sind, und bleiben über das ganze Schuljahr hinweg
Vertrauensperson und Ansprechpartner für Probleme.
50 % der 5 Mio. angemeldeten Schüler-/innen in NRW sind täglich vor allem in
schülerVZ und Facebook eingeloggt (Zahlen und Daten alle nach: JIM
(JugendInternetMedien) Studie 2010). Täglich werden auf schülerVZ 700.000 Fotos
hochgeladen. Wie schnell man damit seine beruflichen Aussichten ruinieren kann,
wenn man die letzten coolen Partyfotos zeigt und damit unauslöschliche Spuren im
Netz hinterlässt, das erfahren die Schüler-/innen an realen Beispielen und
nachgestellten Rollenspielen. Hievon ausgehend werden dann Lösungen zusammen
entwickelt und das ganze Schuljahr begleitend erprobt, bis grundlegende
Sicherheitsregeln in Fleisch und Blut übergehen. Dabei stehen noch weitere Fragen
im Brennpunkt der Prävention: Wie schütze ich mich vor Identitätsklau, wie wehre
ich mich gegen unfaire Beleidigungen, was darf ich eigentlich kopieren, was darf ins
Netz, was ist mein Persönlichkeitsrecht, gibt es Spione auf der Festplatte und, und,
und... Der Ausgangspunkt bildet dabei die Aufklärung über die sozialen Netzwerke
und Cybermobbing/Cyberbullying. Darüber hinaus werden die Scouts und die
Schüler-/innen immer weiter in neuen Themen fit gemacht, sodass der Datenkrake
eine wachsende Fähigkeit zum Selbstschutz entgegensteht.
Ziel des Programms ist die Erzeugung einer Medienkompetenz, die Schaffung von
sozialer Sensibilität dem Mitschüler gegenüber und die Bewusstmachung sozialer
Grundnormen, sodass aus unwissenden 'digital natives' souveräne und clevere
Benutzer werden.
Mit dem Konzept ‚Schüler bilden Schüler‘, innerhalb dessen die Schüler-Netz-Scouts
andere Schüler-/innen ausbilden, macht sich die Gustav-Heinemann-Schule auf den
Weg, eine eigene Lösung auf eines der meist diskutierten gesellschaftlichen
Probleme der Zeit zu finden, auf denen bisher viele Antworten gefordert, aber keine
gegeben wurden. Insofern kann dieses Projekt als vorbildhaft gelten.
Dabei wurden medienpädagogische Grundlagen und Materialien sowie die
Ergebnisse aktueller Studien eingearbeitet und berücksichtigt (Landesmedienanstalt
NRW, EDMOND, jugenschutz.net, Studie Jugend-Internet-Medien, Grunddaten Jugend
und Medien 2011 u.v.m.).
Die Schüler-/innen mit in die Bildung und Aufklärung einzubeziehen wertet sie als
handelnde Beteiligte des Konfliktes auf, traut ihnen viel zu und möchte ein
grundlegendes Selbstbewusstsein für die spätere berufliche Welt mitgeben.
Text: Dr. Marcus Beling
Weiterführende Links:
Ein Fotoroman der Schüler-Netz-Scouts
WAZ: "Netz-Scouts helfen und beugen vor", 17.11.2011
Medienprävention an der Gustav-Heinemann-Schule
Präsentation der Schüler-Netz-Scouts
Presse: NRZ: "Mit dem Scout sicher durchs Netz", 27.11.2012
Internet-Scouts gewinnen Sparkassen-Wettbewerb zur Internetprävention
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