Der gesamte 9. Jahrgang der Gustav-Heinemann-Schule hatte kürzlich die Gelegenheit,
sich im Hinblick auf eine berufliche Orientierung mit Vorurteilen über das andere
Geschlecht auseinandersetzen. Nach dem Erfolg des letzten Jahres hatten die
zuständigen Koordinatoren Vera Laufer-Joußen, Volker Smit sowie Johannes Böing
gemeinsam mit der FUMA Fachstelle Gender NRW Essen (Förderung von Chancen-
gleichheit für Mädchen und Jungen) ein Setting zusammengestellt, das es SchülerInnen
ermöglichte, eigene Vorurteile sowie Erwartungen Anderer zu reflektieren. Filme mit
typischen Gesprächssituationen zwischen Jugendlichen, Ratespiele zu Fakten der
Gleichberechtigung und Fotomaterial zu Clichés über Berufswünsche rundeten das
Spektrum ab.
Zu Beginn des Projekts erlebten die eigens dafür durch die FUMA-Koordinatorin Birgit
Klein fortgebildeten KlassenlehrerInnen die Gender-Tage (engl.: gender = soziales
Geschlecht) ebenfalls unter dem Aspekt der eigenen Rollen- und Identitätsfindung.
Später galt es dann für sie, ihre jeweiligen Klassen in einer entspannten Atmosphäre
mit der Problematik zu konfrontieren. Die SchülerInnen reagierten von gereizt bis
amüsiert, denn sie hatten sich bereits persönlich mit einigen der in Filmsequenzen
überspitzt dargestellten Vorurteile kritisch befassen müssen. Wie klug es ist,
Berufsfindung mit Rollenverständnis zu kombinieren, zeigten die Ergebnisse des von
der FUMA zu Beginn der Selbstorientierung gestellten Fragenparcours:
Wie bin ich am liebsten? Was wollen meine Eltern von mir? Wie stelle ich mir meine
Zukunft vor? Was darf, kann und soll ein Mädchen/Junge tun und muss das so sein
oder kann ich mich und die Erwartung anderer ändern?
Daher wechselten jeweils Widerspruch mit Zustimmung, Stille mit Lärm, Zwischenrufe
mit Sprachlosigkeit. Staunend erfuhren die Jugendlichen beispielsweise,
dass es noch gar nicht so lange her ist, dass der DFB den Mädchen das Fußballspielen
verboten hatte. Am Ende zeigte sich, dass Mädchen und Jungen in ihren Wünschen
und Vorstellungen gar nicht so weit voneinander entfernt sind.
Alle wünschen sich eine Familie, möchten gut verdienen und zu jeder Zeit ihr Recht auf
Meinungsfreiheit realisieren. Manche Jungen müssen nach eigenen Aussagen sehr
gegen die an sie gestellten Erwartungen kämpfen. Dabei wussten Mädchen wie
Jungen ganz genau, was sie wollen, nämlich einfach nur sie selbst sein und einen guten
Job finden.
Hilfreich sind da sicher auch die Kooperationen mit Beratern und Unternehmen der
Region, die die Gustav-Heinemann-Schule knüpft und pflegt. So sind nicht nur Berater
der Agentur für Arbeit regelmäßig an unserer Schule, sondern es besteht auch in
diesem Falle, und gerade für den 9. Jahrgang wichtig, die Möglichkeit zu Betriebs-
besichtigungen für gesamte Klassen. Alice Lohrasbi, Beraterin für akademische Berufe
bei der Agentur für Arbeit, sieht ein riesiges Potenzial an unserer Schule und freut sich
auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit.
Text: Petra Unland
Foto: Barbara Springer
Presse:
MW: "Typisch Frau, typisch Mann?", 29.09.2012
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Wir drücken Euch die Daumen für alle schriftlichen und mündlichen Prüfungen!